(3.4) Die Bipper Lärmkanone
Im Jahre 1834 ereignete sich in Attiswil ein Grossbrand, weil die andern Gemeinden nicht rechtzeitig alarmiert werden konnten. Der Amtsstatthalter verlangte deshalb vom Kanton eine sogenannte Lärm-Kanone; das Bipperamt erhielt eine „Maritz-Vierpfünder“ mit der Jahrzahl 1764; diese wurde für die Feuerwehren schussbereit in der Oberbipper Schlossruine aufgestellt.
1845 bahnte sich in der Innerschweiz ein Glaubenskrieg an. Der Wangener Leutnant Rikli wollte sich dem Freischarenzug mit einigen Gleichgesinnten anschliessen. Dazu benötigten sie eine Kanone – also holte man sich in Oberbipp die Lärmkanone.
Der Amtsstatthalter konnte dies aber nicht dulden und befahl Rudolf Rikli, diese sofort wieder an ihren Platz zu stellen, sonst setze es eine hohe Strafe ab.
Unwillig wurde dem Befehl Folge geleistet. Als die Kanone auf ihrem Platz stand, sagte Rikli: „So, Befehl ausgeführt. Nachts wird das gute Stück aber wieder geholt!“ Tags darauf standen Kanone, übriges Kriegsmaterial und etwa tausend Freischärler (liberale Solothurner, Berner und Luzerner) auf dem Sammelplatz Huttwil bereit.
Bei einem Hinterhalt in Malters wurde den tapferen Kämpfern die Lärmkanone und alles andere abgenommen und dreihundertsiebzig Mann gefangen genommen.
Die Luzerner schenkten die erbeutete Kanone ihren Verbündeten, den Schwyzern. Der Stand Schwyz behielt sie in ihrem Zeughaus, bis diese nach dem Sonderbundskrieg vom November 1847 zurückgeben werden musste. In einem Triumphzug führten die Wangener das Renommierstück ins Zeughaus von Wangen zurück. Die Bipperämter aber wollten die Lärmkanone wieder an ihrem alten Ort aufstellen. Dabei stiessen sie jedoch beim Amtshauptort Wangen auf taube Ohren.
Erst im Jahre 1908 konnten ihnen die Wiedlisbacher die Kanone entwenden. Seither steht sie im Museum Kornhaus in Wiedlisbach und kann dort bestaunt werden.
Quelle: „Flueblüemli und Aarechisle“, Elisabeth Pfluger, Solothurn
Geschrieben am 22. November 2021